Verschoben / neue Vorstellungstermine werden noch bekannt gegeben
Vorträge / Konzert / Theater

LANGER TAG DER SOZIALFORSCHUNG

Schauspiel Frankfurt
Vortragsreigen, veranstaltet vom Institut für Sozialforschung Frankfurt (IfS)
Konzert des Ensemble Modern; Theater
Eintritt frei

Die Veranstaltung des IfS ist Teil des von der BHF-BANK-Stiftung initiierten Uraufführungsfestivals Frankfurter Positionen. Festival für neue Werke. Aufgrund der Corona-Pandemie musste bei der Jubiläumsausgabe 2021 bereits auf die gesellschaftstheoretische Vortragsreihe im Vorfeld des Festivals verzichtet werden. Stattdessen wird die traditionelle Lange Nacht der Sozialforschung – ein Reigen von Kurzvorträgen mit Diskussion – zum Langen Tag verlängert und bereits vormittags beginnen lassen. Dieser Vortragsreigen mit Konzert und Theater braucht aber die Präsenz und die freien Fluktuation des Publikums und der Referent:innen zwischen den Vorträgen, den Künsten und der Bar. Da im Juli 2021 die leider weiterhin zu erwartenden Corona-Beschränkungen diesen Ablauf noch nicht zulassen, haben die Veranstalter sich entschlossen, den "Langen Tag der Sozialforschung" in das Jahr 2022 zu verschieben. Das Thema wird bis dahin seine Aktualität und Relevanz behalten.

Auslaufmodell [:___________ ]

Krisendiagnosen und das Schrillen der Alarmsirenen waren schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie allgegenwärtig. Sie verbreiteten Verunsicherung, Ohnmachtsgefühle und Endzeitstimmung, weshalb vor dystopischen Angstvisionen allenthalben gewarnt wurde. Doch das alarmierte Fragen nach unserer Zukunft weckt auch Erwartungen auf eine Transformation, die das Weiter so beendet und das Bestehende radikal überschreitet.

»Uns trennt von gestern kein Abgrund, sondern die veränderte Lage« heißt der Schrifttitel, der Alexander Kluges Filmklassiker Abschied von gestern einleitet. Was hat sich verändert in den Jahren seit 1989, dem Jahr der Wende, das im Rückblick wider alle damaligen Erwartungen das Ende der Zukunft der liberalen Demokratie, der sozialen Marktwirtschaft, der Wachstumsgesellschaft und der aufgeklärten Wissensgesellschaft, so wie wir sie kennen, eingeleitet zu haben scheint?

Es gibt markante äußere Ereignisse, die für die Erschütterungen verantwortlich gemacht werden können: der Angriff auf das World Trade Center 2001, der zweite Irak-Krieg, das Desaster des Afghanistan-Kriegs, die Finanzkrise 2008, die Annexion der Krim, der syrische Albtraum, der Brexit, die Wahl Donald Trumps, der Zulauf der populistischen Rechtsparteien. Und es gibt die langfristigen Entwicklungen, die verstören: die weltweiten Flüchtlingsströme und die anhaltenden Dramen an Europas Außengrenzen, die nicht mehr zu leugnenden Klimaveränderungen und das rasante Schwin-den der Biodiversität, die wachsenden sozialen und ökonomischen Ungleichheiten in den einzelnen Gesellschaften und in der Welt, die Persistenz von Sexismus und Rassismus entgegen aller emanzipatorischer Aufbrüche, der Aufstieg Chinas zur führenden Wirtschaftsmacht und das Wanken der nord-atlantischen Bündnisse, die digitalen Umwälzungen und ihre nicht absehbaren Folgen für die Arbeits- und Lebenswelt sowohl im globalen Norden wie im globalen Süden.

Und nun die Pandemie, die diese Entwicklungen wie mit einem Brennglas einfängt und in grellem Licht bannt. Als eine Krise im Sinne des antiken Scheidewegs verstanden, könnte die Pandemie für ein Geschehen stehen, das eine entscheidende Wendung herbeiführt. Bereits jetzt wissen wir, dass sie soziale Ungleichheiten in der Welt verschärfen wird, dass im Schatten ihrer Bedrohung Freiheitsrechte eingeschränkt werden, sich autoritäre Strukturen ungehindert etablieren, patriarchale Alltagsmuster ihre Beharrungskraft demonstrieren, Wirtschaft gegen Klima und Artenvielfalt ausgespielt werden, Fluchtwege gestoppt und Grenzen abgeschottet werden. Doch es gibt auch jene Stimmen, die kein Zurück zu den Auslaufmodellen der Moderne wollen, sondern die Debatte über eine Transformation führen und alternative Zukunftsmodelle entwickeln.

Folgender Ablauf war für die nun entfallende Veranstaltung am 11. Juli 2021 vorgesehen:

11.00 – 12.30 Uhr

Auslaufmodell [: Liberale Demokratie]

Jeanette Ehrmann

Frauke Höntzsch

Oliver Marchart

13.00 – 14.30 Uhr

Auslaufmodell [: Leitkultur]

Aladin El-Mafaalani

Reyhan Şahin

Margarita Tsomou

15.00 – 16.30 Uhr

Auslaufmodell [: Weltordnung]

Sabine Hark

Herfried Münkler

Hanna Pfeifer

17.00 – 18.30 Uhr

Auslaufmodell [: Geschlechterordnung]

Linus Giese

Carolin Wiedemann

Sebastian Winter

19.00 – 20.30 Uhr

Auslaufmodell [: Wachstumsgesellschaft]

Silke Helfrich

Ulrike Herrmann

Aram Ziai

21.00 – 22.30 Uhr

Auslaufmodell [: Weiße Suprematie]

Nikita Dhawan

Onur Suzan Nobrega

Charlotte Wiedemann


Konzert
des Ensemble Modern:
For John Cage für Violine und Klavier 75'
Morton Feldman


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